Ein Toter auf dem Zentralfriedhof in Palma – „Das ist ja an und für sich nichts Ungewöhnliches“ scherzt Manel Fuster im Buch. Und da hat er Recht: Etwa 180.000 Menschen habe auf der gewaltigen Anlage ihre letzte Ruhestätte gefunden. Eine etwas andere Sehenswürdigkeit der Inselhauptstadt, die aber auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Der Zentralfriedhof von Palma liegt im Nordwesten der Inselhauptstadt. Eingeweiht wurde er bereits 1821, allerdings sind die ältesten Gräber erst auf das Jahr 1826 datiert. Später wurde er bis 1938 nach Plänen des mallorquinischen Architekten Gaspar Bennàssar i Moner (1869-1933) umgestaltet. Aus den ehemaligen Reihengräbern wurde eine großzügige Anlage mit breiten Wegen.
Bennàssar i Moner war seit 1901 bis zu seinem Tod Stadtarchitekt von Palma und maßgeblich an der Erweiterung der Balearen-Metropole beteiligt. Auf sein Konto gehen unter anderem Wohngebäude an der Plaza de España (auch das Gebäude in dem sich früher die legendäre Bar Cristal befand, in dem aber heute Ableger der Restaurantkette „Es Rebost“ befindet) , der Städtische Schlachthof, die Treppenstufen zum Aussichtspunkt der Kathedrale La Seu, der Kirchturm von Els Dolors in Manacor und das Coliseo Balear, die Stierkampfarena der Stadt, die dem deutschen Fernsehzuschauer vor allem von den Übertragungen der Sommersendung von Wetten dass…? In Erinnerung geblieben sein dürfte.
Aber zurück zum Friedhof. Wie erwähnt, sind hier mehr als 180.000 Menschen begraben. Die Bessergestellten der Inselgesellschaft „logieren“ in tempelartigen Mausoleen, die sich am Rande des Friedhofs entlangziehen, oder im zentralen Mausoleum in der Mitte des Friedhofs. Auch viele der Reihengräber sind liebevoll gestaltet, mit Fotos der Verstorbenen und kunstvollen Statuen.
Fast schon etwas schräg wirken dagegen die in dem der Autobahn zugewandten Teil des Friedhofs liegenden „Hochhäuser des Todes“ – mehrstöckige Gebäude mit Urnengräbern die irgendwie ein wenig an alte Parkhäuser erinnern.
Wer den Gruselfaktor sucht, kann sich auch in den Untergrund begeben. In den Katakomben, einem kühlen, dunklen Ort, wurden unter anderem auch viele Opfer der Spanischen Grippe bestattet, die im November 1918 auf Mallorca wütete.
Unterhalb der Friedhofsmauer liegt die Erinnerungsmauer „Mur de la memoria“, die Gedenkstätte für die Opfer des Spanischen Bürgerkrieges. Mehr als 200 Anhänger der Republik wurde hier von den Franquisten exekutiert, unter ihnen Bürgermeister Emili Darder. „In Mallorca bis in alle Ewigkeit“ kommt hier noch ein weiterer Mord hinzu.
Der Zentralfriedhof ist täglich von 8:30 Uhr bis 19:30 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist er von der Plaza de España mit der Buslinie 9 zur Haltestelle „Cemeteri“ oder mit dem Auto über die Ringautobahn Via Cintura in Richtung Andratx. Hier fährt man am besten von Palma kommende an der Ausfahrt Puigpunyent raus, dann im Kreisel unter der Autobahn hindurch und die dritte Ausfahrt nehmen. Dort sieht man linkerhand bereits die mächtige Friedhofsmauer und auf dieser Seite, ziemlich am Anfang Einfriedung des Friedhofs, liegt auch die Erinnerungsmauer.
Wichtig! Beim Besuch des Friedhofs unbedingt auf den Wegen bleiben. Es kommt immer wieder zu Unfällen, weil Besucher auf Gräber treten und in die darunterliegenden Gruften einbrechen. Der Friedhof ist videoüberwacht, außerdem fährt ein Sicherheitsdienst regelmäßig über das Gelände.